Bioökonomie - die Wirtschaftsweise der Zukunft
Die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen zu verringern und den Wandel hin zu einer erneuerbaren, kreislauffähigen und biobasierten Wirtschaftsform zu fördern, ist das Ziel der Bioökonomie. Als zentralen Rohstoff nutzt sie Biomasse, die von Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen oder Pilzen stammt. Die Biomasse wird mit geeigneten Verfahren verarbeitet, um daraus ein Produkt herzustellen. Idealerweise werden als Ausgangsmaterial Reststoffe oder Nebenprodukte verwendet, um diese einer höherwertigen Nutzung zuzuführen. Auch die Mehrfachnutzung (ein Produkt wird mehrfach verwendet) und die sogenannte Kaskadennutzung (die Rohstoffe eines Produkts werden mehrfach wiederverwendet) sind wichtig für eine nachhaltige und kreislauforientierte Bioökonomie.
Ein paar Beispiele:
- Aus genutzter Brauhefe werden Proteine extrahiert, um daraus Lebensmittel wie vegane Burger-Patties herzustellen.
- Nutzhanf wird angebaut, um die Hanfsamen für Lebensmittel und Öle zu nutzen. Außerdem können die Fasern vom Hanfstängel getrennt werden und für Textilien wie Kleidungsstücke oder für Faserverbundwerkstoffe z.B. im Automobilbereich eingesetzt werden.
- Aus Abwasser in Kläranlagen werden Nährstoffe (Stickstoff und Phosphor) gewonnen, sowie bei der Verwertung des Klärschlamms anfallendes CO2 abgetrennt und in verschiedenen Verfahren weiterverwertet. So wird aus der Kläranlage eine Bioraffinerie.
- Biomasse, wie zum Beispiel Holzhackschnitzel oder Gärreste von Biogasanlagen, werden pyrolysiert, um Energie und Pflanzenkohle zu erzeugen. Pyrolyse bezeichnet die unvollständige „Verbrennung“ unter Ausschluss von Sauerstoff, wobei Pflanzenkohle, ähnlich wie Grillkohle entsteht. Pflanzenkohle kann wie ein Schwamm Wasser und Nährstoffe aufnehmen und beispielsweise als Bodenverbesserer in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Dabei wird Kohlenstoff langfristig gespeichert, weil die Kohle nicht verrottet.
In Baden-Württemberg gibt es seit 2019 eine Landesstrategie zum Thema Bioökonomie, das Land gehört damit zu den Vorreitern. Als womöglich erste Stadt weltweit hat die Landeshauptstadt Stuttgart im Sommer 2024 eine Bioökonomiestrategie mit konkreten Maßnahmen veröffentlicht. Der Alb-Donau-Kreis ist hier mit seinem Bioökonomiekonzept (PDF | 828 KB), das ebenfalls im Sommer 2024 vom Kreistag verabschiedet wurde, ganz vorne mit dabei. Die lokale Verwertung von Biomasse bietet vor allem für ländliche Räume wie den Alb-Donau-Kreis die Chance, eine hohe Wertschöpfung vor Ort zu erzielen und damit attraktive und zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen.