Für Qualität und Zuverlässigkeit: Nahverkehrsplan legt Leitlinien für künftigen ÖPNV fest

Das Bild zeigt einen Linienbus, der auf einer Straße durch eine ländliche Gegend fährt.

„Mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplans aus dem Jahr 2015 stellt der Landkreis wichtige Weichen für die Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in den kommenden Jahren. In den vergangenen Jahren lag der Fokus auf einem starken Ausbau des Angebots, das in der Zahl der Verbindungen fast verdoppelt wurde. Nun wollen wir dieses in der Öffentlichkeit bekannter machen, in seiner Umweltfreundlichkeit und Qualität weiter verbessern, insbesondere was die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit von Umsteigeverbindungen anbelangt, sowie noch stärker an den tatsächlichen Bedarfen der Bürgerinnen und Bürger orientieren und effizienter gestalten. Angesichts der angespannten Haushaltslage ist es von hoher Bedeutung, dass der ÖPNV für den Kreis finanzierbar bleibt“, sagte Landrat Heiner Scheffold bei der einstimmigen Verabschiedung der Fortschreibung des Nahverkehrsplans während der heutigen Sitzung des Kreistages.

Der Nahverkehrsplan definiert die Standards, auf Basis derer das ÖPNV-Angebot in den kommenden Jahren nachhaltig und zukunftsorientiert weiterentwickelt werden soll. Dieses zentrale Planungsinstrument legt unter anderem die Erschließungs-, Verbindungs- und Bedienungsqualitäten für den ÖPNV in der Region fest. Er bildet die Grundlage für die kontinuierliche Verbesserung und Anpassung des Nahverkehrsangebots, um den Herausforderungen der Zukunft erfolgreich begegnen zu können.

Rückmeldungen aus der Bürgerbefragung als wichtige Grundlage

Um bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes die tatsächlichen Mobilitätsbedürfnisse der Fahrgäste berücksichtigen zu können, wurde im Frühjahr 2024 zunächst eine Bürgerbefragung zur durchgeführt. Rund 1.700 Personen nutzten im Zeitraum vom 19. März 2024 bis zum 21. April 2024 die Möglichkeit, an der Umfrage teilzunehmen und dem Landratsamt ihre Erfahrungen, Wünsche und Hinweise mitzuteilen.
 
Neben demografischen Daten wie Geschlecht, Alter und Wohnort erfasste der Fragebogen wie das bestehende ÖPNV-Angebot zu verschiedenen Tageszeiten bewertet wird, welche Verkehrsmittel für unterschiedliche Fahrtzwecke genutzt werden und welche Faktoren für die Wahl der Verkehrsmittel entscheidend sind. Des Weiteren wurden die Häufigkeit der ÖPNV-Nutzung, Verbesserungswünsche sowie Vorschläge zur Erleichterung der Wegekette erfragt.
 
Das ÖPNV-Angebot wurde insgesamt positiv bewertet, insbesondere während der Hauptverkehrszeiten, gleichzeitig aber der Wunsch nach mehr Fahrtmöglichkeiten in den Abendstunden und am Wochenende deutlich – insbesondere in weniger gut erschlossenen ländlichen Gebieten. Als ausschlaggebend für die Wahl des Verkehrsmittels kristallisierten sich die Faktoren zeitliche Flexibilität, Pünktlichkeit und kurze Fahrzeiten klar heraus. Komfort und Barrierefreiheit spielten für den Großteil der Befragten eine geringere Rolle, was darauf hindeutet, dass praktische Aspekte für die Nutzerinnen und Nutzer von größter Bedeutung sind. Für viele ist deshalb der private PKW nach wie vor das bevorzugte Verkehrsmittel.
 
Die Befragung zeigte auch, dass hier jüngere Menschen und Berufstätige höhere Ansprüche stellen und häufiger den Wunsch nach Verbesserungen äußerten, als ältere Personen. Gewünscht werden vor allem eine Erhöhung des Fahrtaktes, pünktliche Abfahrten sowie eine bessere Abstimmung der Vernetzung zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln.

Ausarbeitung des Nahverkehrsplans durch einen Workshop

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse erarbeitete eine Projektgruppe bestehend aus acht Kreistagsmitgliedern und sieben Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamtes in einem Workshop die wesentlichen Ziele und Leitlinien, welche die Weiterentwicklung des öffentlichen Nahverkehrs in den kommenden Jahren prägen und eine erste Grundlage für die weitere Arbeit der Kreisverwaltung bilden sollen.
 
Ein zentrales Ziel ist die Definition einer ausreichenden Bedienung der Bevölkerung mit ÖPNV-Leistungen, wobei die Netzabdeckung, Haltestellendichte, Bedienungshäufigkeit und umsteigefreie Verbindungen betrachtet werden. Ein integriertes Verkehrssystem mit einem Taktfahrplan zielt auf eine Steigerung der Attraktivität und Verlässlichkeit des ÖPNV ab. Ein Stundentakt wird auch im ländlichen Raum angestrebt. Die Umsteigezeiten sollen individuell angepasst werden, um attraktive Reiseketten zu schaffen und die Effizienz des Gesamtsystems zu steigern.
 
Zudem wird die Berücksichtigung innovativer Mobilitätslösungen vorgeschlagen, um eine bedarfsgerechte Mobilität zu ermöglichen. Ergänzend zum Schienenpersonennahverkehr (SPNV) sowie den Regiobuslinien und den regionalen Buslinienverkehren könnten On-Demand- und Anmeldeverkehre, insbesondere in ländlichen Gebieten in Zeiten mit geringer Nachfrage unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit eingeführt oder erweitert werden.
 
Ein weiteres Ziel ist die Förderung einer umweltfreundlichen, inklusiven und zugänglichen Mobilität. Dies soll durch den Einsatz moderner Fahrzeuge und die Umsetzung der Barrierefreiheit erreicht werden, wobei auch hier die Wirtschaftlichkeit ein wichtiger Faktor ist. Bei der Ausarbeitung der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes ist insgesamt von entscheidender Bedeutung, dass alle Mobilitätslösungen finanzierbar bleiben.